…Christine Laprells Schaffen stilistisch zu etikettieren und kunstbetriebtauglich zu labeln, ist nicht einfach. „Konkrete Kunst“ im engeren Sinn ist es nicht. Wohl tragen ihre Arbeiten definitorische Kennzeichen des Konkreten, denn sie zeigen häufig konstruktivistische Momente und haben keinerlei symbolische Bedeutung, sondern materialisieren Geistiges. Jedoch sind sie nicht wie der Konstruktivismus und die Konkrete Kunst in erster Linie durch mathematisch-geometrische Konstruktion erzeugt. Um „Informelle Kunst“ handelt es sich ebenfalls nicht, denn Laprells Malerei ist zwar abstrakt, entgegen der Definition jedoch weder gegenstandslos noch nicht-geometrisch. Hingegen greifen, wie der Kunsthistoriker Rolf Wedewer es formulierte, „zwei differente Ausdruckweisen – das Gestische und die Texturologien“ [Rolf Wedewer: Die Malerei des Informel. Weltverlust und Ich-Behauptung, 2007, S. 10]. Letztlich erscheint mir die Apostrophierung „Lyrische Abstraktion“ nicht unpassend. Geprägt wurde sie 1947 von dem französischen Maler Georges Mathieu (1921–2012), der mit dem Begriff „abstraction lyrique“ eine Gruppe französischer Vorläufer und Vertreter des Informel fasste, die – wie Christine Laprell – an Stelle der konstruktiven und geometrischen Elemente der abstrakten Malerei den Schwerpunkt auf direkt künstlerisch umgesetzte Empfindungen und spontane Improvisation legten…
Casten Roth (Kurator)
Anlässlich der Eröffnung der Ausstellung „Spielversion“ im Kunstverein Bochumer Kulturrat am 2.07.17
…Beim Versuch, die Kunst von Christine Laprell zu verbalisieren, stößt man im Lockeren, Unstrukturierten auf Wesensverwandtes, auf malerische und graphische Flausen. Dieser leichte, schwebende, lockere Duktus führt wieder zurück zum ihrem Ansatz eines spielerischen Choreographierens der Zeichen…
Casten Roth (Kurator)
Anlässlich der Eröffnung der Ausstellung „Spielversion“ im Kunstverein Bochumer Kulturrat am 2.07.17